Noch glitzert eine geschlossene Wasserfläche zwischen Festland und Insel, doch es ist ablaufendes Wasser – gleich schon wird die Ebbe eines der großen Naturwunder preisgeben und den Meeresboden offenbaren. Zeit für Wattführer Johann am Hafen von Neßmersiel, seine Wattwandergruppe zu sammeln und letzte Instruktionen für das Abenteuer zu geben. Heute macht Johann eine „Hintour“, das heißt er startet morgens in Neßmersiel und läuft nach Baltrum. Von dort aus geht es am Nachmittag mit der Fähre wieder zurück. Die rund 20-köpfige Gruppe hat sich gefunden und wartet gespannt darauf, dass es losgeht. Das Wetter ist perfekt, der Himmel strahlt blau und eine leichte Brise weht. Letzter Material-Check – genügend Wasser zum Trinken, Wechselsachen, Sonnencreme dabei? In den Gesichtern leuchtet die Vorfreude.
„Denn man to!“, gibt Johann das Startkommando, und die Wanderer legen los.
Schnell kommt man miteinander ins Gespräch, die Stimmung ist gut und alle haben ein gemeinsames Ziel vor Augen – auf eine Insel zu wandern, die sonst nur mit der Fähre zu erreichen ist! Etwa drei Stunden dauert die Tour durch das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, bei der man den weltweit einzigartigen Naturraum mit seiner geheimnisvollen Pflanzen- und Tierwelt näher kennenlernen kann. Da heißt es: Alltag an Land zurücklassen und die unendliche Weite des Wattenmeeres genießen!
Zunächst geht es vom Hafen in Richtung Salzwiesen. Die Hafengeräusche werden immer leiser und der sanfte Wind trägt die frische salzhaltige Nordseeluft mit sich. Eine Feldlerche unterhält die Gruppe mit ihrem typischen Balzgesang. Alle lauschen und beobachten den Flugakrobaten. Johann nutzt die Konzentration der Wanderer und berichtet über die vielen Zugvögel, die das Watt als paradiesische Nahrungs-quelle nutzen. Infotafeln auf dem Salzwiesenlehrpfad klären zusätzlich über Flora und Fauna auf.
Auch Essbares findet sich in der Salzwiese – so zum Beispiel Queller, der es bereits in die Delikatessläden und Restaurants geschafft hat. Die hellgrüne Pflanze mit ledrigen kleinen Gliedern knackt frisch zwischen den Zähnen und entfaltet ein wunderbar salziges Aroma. „Lecker“, ist die einhellige Meinung der Wanderer. Es wird noch ein bisschen genascht, dann geht es weiter Richtung Baltrum.