Watt vor Norddeich, © Jantje Olchers

Itzendorf - Das Atlantis der Nordsee


Wer in stürmischer Nacht in Norddeich Kirchengeläut wahrnimmt, der hört vielleicht die Glocken der Kirche des Atlantis der Nordsee – Itzendorf. Kein Seemannsgarn, das hier gesponnen wird, sondern eine wahre Geschichte:

 

von Gela Brüggemann

Die stolze ostfriesische Familie Itzinga verschaffte sich durch Torfsalzgewinnung Rang und Namen. Noch heute erinnern die Sporenräder im Norder Stadtwappen an diese ruhmreiche Familie. Die Friesen gewannen aus Torf Salz, das sie zur Konservierung von Lebensmitteln nutzten. Hierfür wurde der Naturstoff, der sich auch unter dem Watt vor der Küste befindet und mitverantwortlich für die dunkle Farbe der Nordsee ist, getrocknet und zerkleinert. Die Krümel wurden verbrannt und die übrig gebliebene Asche in Salzwasser getränkt, durchgesiebt und zum Kochen gebracht. Am Boden bildete sich eine feste dunkle Masse – Torfsalz.

Die Torfsalzgewinnung betrieben die Itzingas auf einer Anlage mit eigenem Hafen nordöstlich von Norden-Norddeich inmitten des heutigen UNESCO Weltnaturerbes Wattenmeer. Die umfangreiche Gewinnung des „Friesensalzes“ füllte zwar die Kassen der angesehenen Familie und des kleinen Dorfes, das sich rund um die Torfsalzgewinnungsstätte gebildet hatte, doch die Natur rächte sich für den massiven Abbau des Meeresbodens.

1717 - zu Weihnachten - hatte die plötzlich über die Küste hereinbrechende Sturmflut angesichts des hier abgesenkten Deichvorlands leichtes Spiel. Die gewaltigen Wassermassen brachen den Deich rund um das Dorf gleich an vier Stellen und verschlangen den Ort bis auf den letzten Stein. Zunächst versuchten die überlebenden Bewohner, ihr Dorf zu retten, doch die nur drei Jahre später folgende Neujahresflut richtete weitere, verheerende Schäden an und ließ die Anwohner die alte Deichlinie 1721 endgültig aufgegeben.

Seitdem erinnert die „Itzendorfer Plate“, eine Untiefe vor der Norddeicher Küste, an das Schicksal jenes unglückseligen Ortes.

Wattwanderung zur Itzendorfer Plate

Wattwanderung zur Itzendorfer Plate, © Heiko Campen

Wattwanderung zur Itzendorfer Plate


Nationalpark-Wattführer Heiko Campen bietet regelmäßige Wattwanderungen zur Itzendorfer Platte. Die Familie Itzinga, nach der das Dorf benannt ist, gehört übrigens zu seinen Vorfahren.

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