Schillig Wattwanderung, © Die Nordsee GmbH, Robin Schneider

Die knisternden Stars im Watt


Kein anderer Naturraum wird in seiner Vielseitigkeit so unterschätzt, wie das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Wer sich am Fuße des Deichs niederlässt, wird reichlich beschenkt: mit gesunder Luft, wunderschöner Sicht auf die Nordsee und ein bisschen Magie ist auch dabei... 

 

von Gela Brüggemann

Schlickkrebs, © Rainer Schulz

Absolute Windstille. Strahlend blauer Himmel. Glänzend liegt das Wattenmeer der Niedersächsischen Nordsee vor uns.

Hier an der „Waterkant“ von Norddeich sitzen mein Sohn und ich oft und genießen das Meer, den Strand und das Watt mit all unseren Sinnen. Der ewig weite Blick, tiefe Atemzüge voll salzig-frischer Luft – das ist Entspannung auf ostfriesisch.

Ein Phänomen genießen wir dabei besonders: Wenn sich das Meer zurückzieht und die Bühne frei macht für ein millionenfach besetztes Orchester, entsteht ein Geräusch so zart wie ein schüchternes Knistern und erstreckt sich dann mächtig über die gesamte unendliche Weite des Wattenmeeres. Jetzt haben die Stars im Souterrain der Nordsee ihren großen Auftritt: die Schlickkrebse.

Krebse

Sie sind gerade mal neun Millimeter groß. Das ungeschulte Auge nimmt sie gar nicht wahr. Hauptsächlich halten sich die kleinen Meeresbewohner bei Ebbe unterhalb des Meeresbodens auf. Wenn sie ihre Fühler doch mal für Nahrungsbeschaffung aus dem Höhleneingang strecken, dann tragen sie zu Tausenden ihren Part zur Melodie des Meeres bei. Der Hintergrund: Wenn sie ihre Fühler spreizen, platzt das Wasserhäutchen, das zwischen ihnen spannt. 


Dieses akustische Phänomen hat selbst Theodor Storm inspiriert und es zu einer Erwähnung in seinem Gedicht „Meeresstrand“ geschafft. Mit den Worten „des gärenden Schlammes geheimnisvollen Ton“ beschreibt der Dichter das Knistern der Krebse. Wenn es sich langsam bei ablaufendem Wasser aufbaut, lächeln mein Sohn und ich uns wissend an und schließen für einen kurzen Moment unsere Augen und spitzen die Ohren. Aber wirklich nur ganz kurz, denn den schönen Ausblick wollen wir ja auch nicht verpassen.
 

Kommentare

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25.03.2018 um 08.49 Uhr

P. Hönscheid

Sehr interessant ! Man lernt doch immer noch etwas Neues dazu !

Gut übernachten