Fischbrötchen im Netz, © Die Nordsee GmbH, Katja Benke

Nordic Fast Food mit Kultcharakter


Jede Region hat bekanntlich ihre Eigenheiten und regionalen Köstlichkeiten. Was für den Bayern die „Leberkas-Semmel“ und den Berliner oder Bochumer die Currywurst ist, ist für den Norddeutschen sein Fischbrötchen. Das Fischbrötchen ist ein Stück Kultur, beinahe schon ein Wahrzeichen. Kein anderer Snack ist schließlich im Norden so beliebt.

 

von Karen Walterscheid

Krabbenkutter "Edelweiß", © Jann Linneberg

In vielen der kleinen Sielhäfen an der niedersächsischen Nordsee findet man auch heute noch die typischen Fischkutter, die den Fisch frisch vor der Küste fangen. Welche Fischarten auf den Tisch bzw. zwischen die Brötchenhälften kommen, bestimmt das Angebot: Je nach Saison variieren die Auslagen der Fischhändler. Auch die traditionellen Fischräuchereien und Fischbratküchen beziehen ihre Ware meist direkt vom Kutter. Neben Fisch gehören Krabben, auch Granat genannt, wohl zu den bekanntesten Spezialitäten der Nordsee. Krabbenbrötchen gehören trotz des höheren Preises für viele zum Nordseeurlaub einfach dazu. Die eiweißreichen Garnelen werden noch auf dem Kutter gekocht, was ihnen ihre typisch rötliche Farbe verleiht. Gut gekühlt werden sie dann direkt in die Häfen an die Fischhändler geliefert.

Weich oder knusprig?

Aber welches Fischbrötchen ist am beliebtesten und wie muss es aussehen? Matjes, Bis-marckhering, Aal oder doch lieber Lachs? Oder hat doch das Krabbenbrötchen die Nase vorn? Nicht nur beim Belag sind die Geschmäcker verschieden. Die Vorlieben bei Einheimischen und Nordsee-Urlaubern weichen insbesondere beim „Drumherum“ stark voneinander ab. Für Touristen ist ein weiches, mit Fisch belegtes Brötchen oft eher gewöhnungsbedürftig, aber genau so mögen es die meisten Einheimischen am liebsten. Wer es knusprig mag, wird schnell als „Zugereister“ identifiziert.

Und da es Fischbrötchen heißt und nicht „Fischburger“ – gehört eigentlich auch kein Salat oder Zwiebeln aufs Brötchen. Der Norddeutsche isst sein Fischbrötchen ohne unnötigen Schnickschnack. Auch die bei Touristen beliebte Remouladensauce gehört traditionell nicht zwischen die Brötchenhälften – beim Krabbenbrötchen darf hingegen ein Klecks hausgemachte Remoulade nicht fehlen.

Tipps vom Profi

Warum das Salatblatt bei vielen Fischbrötchen trotzdem zwischen den Brötchenhälften landet, verrät uns Jann Linneberg aus Esens-Bensersiel, dessen Fischbude bei einer Umfrage des Nordsee-Magazins 2017 bei Facebook unter die Top 5 gewählt wurde.

„Das Salatblatt soll nur verhindern, dass das Brötchen nicht durchweicht, und man kann so nicht kontrollieren, wie lange die Ware schon in der Auslage liegt. Bei uns werden die Fischbrötchen vor den Augen der Kunden frisch gemacht, je nach Belieben mit oder ohne Zwiebeln.“, so Linneberg.

Für frische Ware sorgt der erfahrene Fischer mit seinem Familienbetrieb übrigens selbst – und das schon seit über 50 Jahren. Seit 1964 - damals im zarten Alter von 14 Jahren - geht Jann Linneberg mit seinem Kutter „Edelweiß“, der tagsüber direkt an der Fischbude im Hafen von Bensersiel vor Anker liegt, auf Fisch- und Krabbenfang.

 
Fischbude von Jann Linneberg in Bensersiel, © Peter Sander
Fischer Jann Linneberg, © Jann Linneberg

Und was sind die beliebtesten Fischbrötchen-Beläge? Jann Linneberg: „Der Renner ist heißer Backfisch zwischen den Brötchenhälften mit oder ohne Remoulade. Dann kommen Matjes und Krabbenbrötchen. Die Vorlieben haben sich in den letzten Jahre kaum verändert.“

Schon gewusst?

Seit wann es den beliebten Snack schon im Norden gibt, weiß niemand so genau. Seit 2011 gibt es jedenfalls den „Weltfischbrötchentag“ am jeweils ersten Samstag im Mai – ins Leben gerufen von der Ostsee-Holstein-Tourismus e.V. Allerdings hat das Fischbrötchen in Niedersachsen eine deutlich längere Tradition. So wurden bereits bei der Hannover Messe 1947 Fischbrötchen an die Besucher verteilt, was der Veranstaltung den Spitznamen „Fischbrötchen-Messe“ einbrachte. Aber sei’s drum – Fischbrötchen sind einfach der Kult-Snack im ganzen Norden!

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Mittagspause am Hafen, © Florian Trykowski

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