Das „Nachtlaternchen“, wie der Einzeller übersetzt heißt, vermag das Meer und Jeden der sich zur Stunde ihres Zaubers in ihrer Nähe aufhält in größtes Staunen zu versetzen. Sobald die Wellen auf dem Sandboden brechen oder Kinderfüße durch die Wellen toben, legt sie ihre nachtschwarze Maske ab und zeigt ihr Leuchten – mal schüchtern, wie eine kleine Glühwürmchen Familie, mal gigantisch, wie ein Geysir aus Licht.
Doch was genau verbirgt sich hinter dem zauberhaftesten Phänomen des Meeres?
Die kleinen Algen, wissenschaftlich Dinoflagellaten genannt, gehören zum Phytoplankton und sind im Salz- und Brackwasser auf der ganzen Erde und so auch in der Niedersächsischen Nordsee zu finden. Sehen kann man sie nur, wenn sie in großen Massen auftreten. Nach sonnenreichen Tagen und wenn genügend Nährstoffe vorhanden waren, bilden die Einzeller riesige Schwärme von bis zu 500.000 Zellen pro Liter Wasser. Durch Berührungsreize setzen sie ihre Lichtenergie frei. Biolumineszenz in der Fachsprache.
Gelehrte wie Literaten versuchten sich in Erklärungen. Der Lyriker Christian Friedrich Hebbel etwa hielt in seinem Gedicht „Meeresleuchten“ aus dem 19. Jahrhundert, die römische Göttin Venus für die Ursache des Leuchtens. Andere Legenden erzählen, dass Neptun seine Finger im Spiel hat, und die Kinderbuchhelden Jim Knopf und Lukas wissen angeblich, wie man es repariert, falls das Licht im Meer einmal ausgehen sollte – den Gurumusch-Magnetfelsen finden und reparieren.
Trotz all dieser bemühten Erklärungsversuche glaubt man heute zu wissen, dass sich hinter diesem Phänomen tatsächlich etwas Wundervolles verbirgt.
Die Idee der Natur hinter dem Spektakel: Selbstschutz. Die Algen beleuchten herannahende Feinde und weisen damit wiederum deren Feinden den Weg zu ihrer Beute. Geschickt, die kleine Noctiluca scintillans. Und was uns da so klein und zauberhaft erscheint, trägt bei genauerem Hinsehen eine große Weisheit, die auch für uns Menschen gilt: Egal wie klein und unwichtig Du Dir vorkommst – lass Dir Dein Leuchten nicht nehmen.