Familiencamping im Wangerland, © Florian Trykowski

Camping-Urlaub an der Nordsee


Wir - das sind Astrid, Flo und Tochter Lina - sind eine kleine reiselustige Familie aus Süddeutschland, die gerne mit ihrem VW-Bus Campingurlaub macht. Und das am liebsten im Norden! Dieses Mal haben wir fünf Tage lang die niedersächsische Nordseeküste erkundet und ausprobiert, was man hier alles erleben und unternehmen kann.

Stadtführung in Otterndorf, © Florian Trykowski

Otterndorf: Camper-Idylle am Nord- und Südsee

Nach einer langen Autofahrt erreichen wir am frühen Nachmittag den Campingplatz „See Achtern Diek“ (620 Stellplätze) in Otterndorf. Das zeitige Aufstehen im Morgengrauen hat sich definitiv gelohnt. So haben wir noch etwas von dem Tag haben und wollen am liebsten sofort ans Meer. Aber die Vernunft siegt und so stellen wir zuerst unser Vorzelt auf. Wir ergattern einen besonders hübschen Stellplatz direkt an einem kleinen Kanal – sogar mit eigenem Mini-Steg! Danach aber nichts wie ab ans Meer! Auf unserem Weg dorthin kommen wir am tideunabhängigen „Nordsee“ vorbei. Hier herrscht ein reges Badeleben und ein Spielplatz reiht sich an den anderen. Wir legen mit Lina eine ausgiebige Schaukelpause ein. Nur mit Hilfe der versprochenen Portion Pommes an einem der Stände können wir sie später weglocken. Für die Großen gibt’s Fischbrötchen – so muss das am Meer sein! Wir verzehren unsere Mahlzeit auf der schattigen Wiese am See direkt hinter dem Deich und genießen die frische Meeresluft. Danach folgt noch ein kurzer Spaziergang im Watt. Lina ist sichtlich begeistert von der endlosen Weite der „Matschepampe“ und hopst fröhlich durch die Pfützen.

Nach einem leckeren Frühstück in der Sonne holen wir am nächsten Tag unsere reservierten Fahrräder bei einem Fahrradverleih ganz in der Nähe ab. Für Lina gibt es einen Anhänger. Wir erreichen schon nach kurzer Zeit unser Ziel, den Ortskern von Otterndorf. Dort wartet die Stadtführerin Frau Holthausen, die uns einiges über das Städtchen erzählt und uns durch den schönen Ortskern führt. Frau Holthausen kennt erstaunliche Fakten über Otterndorf. Obwohl hier nur etwa 7000 Einwohner leben, weist der Ort ein reiches Spektrum an Geschäften auf, besitzt sogar ein Amtsgericht und eine Therme. Während des Rundgangs stellen wir fest, dass Otterndorf außergewöhnlich hübsch ist.

Das oftmals originalgetreu erhaltene Fachwerk und die kopfsteingepflasterten Gässchen geben dem Ort ein malerisches Ansehen.

Zurück am Strand, treffen wir Herrn Fredebohm, den Besitzer der Strandkabinenvermietung. Strandkabinen sind eine Otterndorfer Besonderheit und nur hier zu finden. In den von Hand gefertigten Kabinen stehen jeweils zwei Stühle, die man bei Bedarf herausnehmen kann, sodass man sehr viel flexibler als bei einem gewöhnlichen Strandkorb ist und der Strandbesuch auch bei schlechtem Wetter zum trockenen Vergnügen wird. Im Anschluss probieren wir eine der Kabinen gleich aus und sind erstaunt, wie viel Platz wir im Inneren ist.

Nun geht es weiter zum Highlight unseres Tages: der Wattwanderung. Wir treffen uns mit unserem Wattführer, Herrn Lilje an der  Schleuse 7. Von hier aus spazieren wir ins Watt, wo Herr Lilje immer wieder Würmer und anderes Getier ausbuddelt und uns viel zum Lebensraum hier erklärt. Der Spaziergang mit bloßen Füßen auf dem weichen Wattboden macht uns allen Spaß und wir staunen über die Vielfalt an Lebewesen.

Wangerland: von Seesternen, Spielplätze und dem tollen Sandstrand

Am nächsten Tag warten ein neuer Ort und ein neuer Campingplatz auf uns: Nach etwa zwei Stunden Autofahrt erreichen wir den 4-Sterne-Campingplatz von Schillig im Wangerland. Der Campingplatz mit seinen 1500 Stellplätzen gleicht einer kleinen Stadt. Zum Glück bekommen wir einen Bollerwagen, in dem Lina sich samt ihrer stattlichen Kuscheltier-Sammlung sehr ausdauernd quer über den Platz und zum Strand ziehen lässt.

Wir dürfen unser Lager direkt an den Kinder-Sanitäranlagen aufschlagen - ein Waschhaus, das eigens für kleinen Camper konzipiert wurde und mit Kinderduschen und Kindertoiletten ausgestattet ist. Lina ist begeistert und wir bekommen von ihr gleich mehrere Führungen durch die Räumlichkeiten. Und wie oft man auf einmal Hände waschen muss...

Am frühen Nachmittag haben wir einen Termin in der Forschungsstation Wattenmeer, welche sich direkt am Platz befindet. Dort dürfen wir unter dem Mikroskop nach Plankton suchen, ein Modell vom Querschnitt des Watts bestaunen und erhalten anschließend noch eine kurze Einführung zum Thema Meere und den Auswirkungen von (Plastik-)Müll auf diesen sensiblen Lebensraum.

Danach besuchen wir das Kinderspielhaus „Seesternchen“ in Horumersiel. Es lässt sich vom Campingplatz aus durch ein kleines Wäldchen bequem zu Fuß erreichen. Hier wird für kleine und große Kinder wirklich jedes Spielzeug geboten, das man sich vorstellen kann: Dreiräder, Bobbycars, Brettspiele, alles für die Puppenmama, ein Bastelzimmer sowie Klettergerüst und Sandspielplatz und noch viel mehr. Das Kinderspielhaus ist in jedem Fall eine perfekte Alternative, falls das Wetter mal nicht so mitspielt.

Danach zieht es uns aber zurück ans Meer und wir genießen den Rest des Nachmittages in unserem Strandkorb.

Strand-Feeling pur: im Sand buddeln, Eis essen und die Seele baumeln lassen.

Zum Abendessen geht es ins Panoramarestaurant 8 Grad Ost, das sich ebenfalls direkt am Platz befindet. Hier haben wir einen wunderschönen Blick auf die Nordsee und das rege Treiben am Meer. Nach dem Abendessen machen wir einen Abstecher in die Cocktailbar direkt nebenan. Livemusik, bunte Lichter und die große Feuerstelle sorgen für Entspannung. Für Lina wird ein „Kinder-Cocktail“ gemixt, den sie stolz in ihren Händen hält. Sie fühlt sich sichtlich wie eine Große!

Zelten
Hannys Radlercafé, © Florian Trykowski

Am nächsten Morgen begutachten wir begeistert unseren „Nordsee-Flitzer“. Bei den „Nordsee-Flitzern“ handelt es sich um Elektroautos, die die Wangerland Touristik an Inhaber der Nordsee-ServiceCard vier Stunden lang kostenlos (!) verleiht. Jede weitere Stunde kostet 6,90 Euro. Ein tolles Angebot, wie wir finden, und so brausen wir (geräuschlos) zu unserem ersten Ziel für heute: dem Nationalpark-Haus Wangerland in Minsen. Unser Höhepunkt: die unterschiedlichen Becken mit allerlei Nordsee-Getier. Hier tummeln sich Krabben, Katzenhaie, Schnecken, Seesterne, Muscheln und vieles mehr. Und das allerbeste: Es gibt ein Tastbecken! Die nette FÖJ-Absolventin fischt uns einen Seestern heraus und Lina darf ihn von allen Seiten streicheln. Seine Haut fühlt sich ein bisschen stachelig an und Lina findet das Ganze so toll, dass wir ihn ein paar Minuten später noch einmal aus dem Wasser holen müssen. Zur Stärkung geht’s dann weiter zu einem echten Geheimtipp: Hannys Radlercafé. Wir schließen das alte Haus von 1728 mit dem liebevoll gestalteten Garten sofort ins Herz und lassen es uns an einem der lauschigen Plätzchen draußen gut schmecken. Bestens gestärkt fahren wir zum nächsten Ziel: die Friesland Therme in Horumersiel. Hier lässt es sich wunderbar planschen und entspannen. Besonders das Kinderbecken mit der kleinen Rutsche hat es Lina angetan. Im Außenbereich kommt dann sogar Freibad-Feeling auf! 
In einer kleinen Pizzeria in Schillig geht der Abend zu Ende. Seeluft macht hungrig und müde!

Seestern zum Anfassen, © Florian Trykowski
Chalet in Norddeich, © Florian Trykowski

Norden-Norddeich: Camping deluxe

Für unsere letzte Übernachtung fahren wir am nächsten Morgen nach Norden-Norddeich. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit kommen wir am NordseeCamp an. Hier wohnen wir in einem der schönen Chalets. Die kleinen, lichtdurchfluteten Ferienhäuschen wurden in diesem Jahr erst fertiggestellt. Hier lässt es sich äußerst komfortabel urlauben. Der Campingplatz bietet eine weitere außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit: Die Nordsee-Wellen sind etwas kleiner als die Chalets, bieten jedoch eine Toilette und ein Waschbecken. Sie sind eine unheimlich gemütliche Alternative zum Zelt. Der Campingplatz ist wirklich top und mit fünf Sternen ausgezeichnet. Trotz seiner großen Fläche wirkt er kein bisschen unübersichtlich.

Besonders die großzügige Bepflanzung und die vielen Spielplätzen fallen uns positiv auf.

Am Nachmittag schauen wir uns die WattLodge an, ein alter Hof, der liebevoll renoviert wurde und nun Unterkunft für Surfer, aber auch für andere Urlauber, Schulklassen, Reisegruppen etc. bietet. Ganz außergewöhnlich übernachten Urlauber in der Indoor-Campinganlage, die in der alten Scheune des Hofes untergebracht hist. Hier steht eine Zeltstadt aus Tipis, in der man geschützt vor Wind und Wetter zelten kann. Die WattLodge arbeitet in Kooperation mit der Surfschule Norddeich und bietet ein breites Wassersportprogramm an. Flo darf an einem Schnupperkurs im Stand-Up-Paddleboarding teilnehmen. Nach einer kurzen Einführung auf dem Trockenen wagt er sich mit seinem Lehrer auf einen kleinen Kanal und schafft es tatsächlich, sich auf seinem Board zu erheben und ein Stück weit durch die weite Landschaft, zwischen Feldern und Weiden, zu paddeln - ohne ins Wasser zu fallen. Eine tolle Erfahrung und tatsächlich auch für Anfänger eine leichte Übung!

Am Abend beschließen wir unsere Urlaubswoche mit einem leckeren Essen im Skipperhuus am Hafen. Durch die verglaste Front haben wir einen wunderschönen Blick auf das Meer, die vielen kleinen und großen Schiffe am Horizont und die untergehende Sonne. Ein würdiger Abschluss für eine tolle Urlaubswoche!

Text und Bilder von Florian Trykowski

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