Peter Südbeck, © Andrea Lammert, Die Nordsee GmbH

Auf einen Schnack mit Peter Südbeck


Das Great Barrier Reef ist es. Die Galapagos-Inseln, der Amazonas und der Grand Canyon sind es. Weltnaturerbe. Und seit 2009 auch das deutsche Wattenmeer. Es gehört zu den 200 Naturreservaten der Erde, die unter besonderem Schutz stehen, damit sie so einmalig bleiben wie sie sind. Ob das in den vergangenen zehn Jahren im Wattenmeer gelungen ist? Und ist es zu verantworten, dass seit der Auszeichnung deutlich mehr Touristen kommen? Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer zieht Bilanz zum runden Geburtstag.

 

von Gabriele Richter

Der Himmel zaubert Wolkenberge an der niedersächsischen Nordsee, vorn strahlend weiß, hinten schwer und düster. Peter Südbeck macht das nichts aus. In Gummistiefeln watet der Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer durch die Salzwiese bei Cäciliengroden. Es gluckst und schmatzt unter seinen Füßen, als er seinen Kontrollgang macht. Die Sonne lässt Halligflieder und Strandmelde in sanften Gelbtönen erstrahlen. „Etwas Besseres als die Auszeichnung Weltnaturerbe hätte uns gar nicht passieren können“, blickt Südbeck zurück, während er mit seinem Fernglas den Himmel nach Vögeln absucht. „Der UNESCO-Titel ist nicht nur eine Auszeichnung, es ist eine Verpflichtung der Natur gegenüber.“ Zudem lockt er deutlich mehr Touristen in die Region, die neugierig auf das Watt geworden sind. Das sei überall deutlich zu spüren. „Und der Tourismus ist wichtig für den Schutz des Wattenmeeres, weil er das Bewusstsein der Menschen dafür schärft.“ Während Südbeck erzählt, rascheln Austernfischer, Säbelschnäbler, Alpenstrandläufer oder Silbermöwen zwischen den Gräsern der Salzwiesen und suchen Futter. Dass sie es so ungestört können, ist nicht selbstverständlich.

Wattenmeer, © Andrea Ullius, ullala.ch
 „Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können“
Nationalpark-Chef Peter Südbeck

Denn die Interessen am Watt sind groß: Ölfelder wecken Begehrlichkeiten und so mancher Bauer würde die Salzwiesen lieber wirtschaftlich nutzen. Doch das geht so einfach im Nationalpark nicht. Und dass das Watt so bleibt wie es ist, ist ein unmögliches Unterfangen. Die aus geologischer Sicht sehr junge Landschaftsform, 10.000 Jahre alt, ist aktiver als die meisten Vulkane dieser Welt. Sie schüttet Sand zu neuen Inseln und Sandbänken auf und arbeitet beständig an der Küstenform, die keinen Tag aussieht wie am anderen.

Südbecks Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer ist erste Anlaufstelle für Landwirte, Ölfirmen, Fährbetreiber, Windenergiehersteller, um den Schutz so groß wie möglich zu ziehen oder auch zwischen Konflikten zu vermitteln. Während im südlich von Wilhelmshaven gelegenen Cäciliengroden der Blick über den Horizont nur durch die Natur und das Watt gleitet, ist das nördlich von Wilhelmshaven anders. Dort sind am Horizont große Frachter zu sehen. „Der Schiffsverkehr hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, das ist eine der großen Herausforderungen für den Schutz des Welterbes“ sagt Südbeck und seine blauen Augen verfärben sich dunkel. Ein Augenmerk der Nationalparkverwaltung liegt daher auch darauf, Reedereien zu schulen und für den Schutzraum Watt zu sensibilisieren.

So hält der Nationalpark-Chef dem Wattenmeer den Rücken frei, behält dabei aber auch die Interessen des Tourismus und anderer Leistungsträger wie Veranstaltern oder der Landwirtschaft im Auge. „Ich bin jetzt seit über 10 Jahren im Nationalpark und wir haben immer versucht, gemeinsam Lösungen zu finden, die allen gerecht werden. Das wollen wir auch in Zukunft tun.“

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